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Erfahrungsbericht Simikot von

DKS Bianca Schedler und DKS Maria Seyfriedesberger (Team 9 in Simikot vom 16.2.-26.4. 2010)

 

Unser Aufenthalt in Simikot hat uns hier sehr gut gefallen. Es ist gut einmal zu sehen wie man mit wenigen Dingen viel erreichen kann. Es war jedoch etwas schwieriger für uns, da wir keinen österreichischen Arzt hier hatten. Aber wir denken, wir konnten doch ein bischen was erreichen.

Krankenhaus

Baulichcher Zustand:

 

              • Solardusche wurde montiert - ob Funktionstüchtig können wir nicht beurteilen, da in der Maternity während unseren Aufenthalt kein Wasser vorhanden war
              • Röntgen weiterhin defekt
              • Autoclave Room wurde noch vor unserer Ankunft in Simikot zu einem Internet Room (für spätere Telekons.) umfunktioniert. 2 Autoklaven stehen nun im Emergency Room. Dieser wurde durch einen Tisch geteilt, damit die Patienten keinen Zugang zu den Autoklaven finden.
              • In der Maternity wurden der ANC Room als Aufenthaltsraum und postnatal Raum für die Patienten genutzt, daher haben wir diese 2 Räume getauscht.
              • Operation Theater wird teilweise noch als Training Room genutzt, wobei wir schon darauf hingewiesen haben, das die Training im administrativen Gebäude stattfinden können. Manchmal wurde sie dort auch schon durchgeführt.
              • Stromversorgung war meistens gut, außer in der Maternity, wobei da vor 2 Wochen die Elektrizität gecheckt wurde und die Leuchtröhren ausgetauscht wurden. Wasser ist seit mehreren Wochen und manchmal tageweise auch vorher nicht vorhanden, da an der Landebahn Bauarbeiten stattfinden und dadurch das zuführende Wasserrohr zum KH-Gelände mehrmals gekappt wurde. In so einem Fall wurde Wasser kübelweise ins KH von den Helpern (falls aufzufinden) gebracht.

 

 

Hygiene

  • Das Krankenhaus haben wir bei unserer Ankunft in sehr schmutzigen und unordentlichen Zustand vorgefunden (in der Maternity war Blut von einer Geburt, die 2 Tage vorher war, Instrumente wurden seit einiger Zeit nicht mehr autoklaviert, nur notdurftig abgewaschen und wieder benutzt, im Dressing Room war das Waschbecken überfüllt mit schmutzigen Instrumenten und der "Mist" ist überall am Boden gelegen, im Labor war ebenso das Waschbecken mit sämtlichen verschmutzten Materialien voll, außerdem lagen überall benutzte Spritzen herum). Wir haben fast alle Räume und die darinstehenden Gegenstände geputzt, gewischt und gestaubsaugt (welcher neu gekauft wurde - sehr vom Vorteil für Fensterbänke und Ecken).
  • Die Räume wurden auch von uns wieder saubergehalten. Nur teilweise Unterstützung durch Helper und Healthworker (spez. Hari Bhakta).
  • 1 Autoklav ist funktionstüchtig, jedoch ist 2x der Heizstab durchgebrannt, da nicht sehr aufgepasst wird. Dieser wird von den Healthworker (spez. Hari Bhakta und Gombu) benutzt für Dressing Room und Dental Ward. Jedoch in der Maternity wurde seit Team 8 nichts mehr sterilisiert. Das wurde von uns übernommen und auch mit Sarita, Laxmi und Lasmi (den derzeitigen Hebammen) besprochen. Neue Sterilisationstücher wurden angefordert und sind noch beim Schneider.

 

 

Organisation

  • Pat. werden weiterhin über den OPD registriert, außerhalb der regulären Zeit über den Emergency Room. Diagnose und Behandlung im OPD im Nachhinein nicht immer ersichtlich.
  • Pat. werden je nach Diagnose und Bedarf zu den zuständigen Wards weitergeleitet.
  • Schwangere und Frauen mit gynäkologischen Beschwerden oder Family Planning werden in der Maternity registriert.
  • Die Versorgung der Patienten ist im Großen und Ganzen sehr gut.
  • Dienstplan wurde am Anfang ausgehängt, aber ist seit ca. 1 Monat nicht mehr ersichtlich. Aber es ist immer jemand im Krankenhausgelände anzufinden.
  • In der Maternity wurden anfangs die Patienten teilweise beim Eingang gleich untersucht. Der 1. Raum links wurde als Patientenaufenthaltsraum und postnatal Room genutzt. Wir haben somit den ANC und postnatal Raum getauscht und auch den Kasten, der in der Registration stand (voll mit Med., Inj., RR, etc.) in den ANC Room getan, damit die Untersuchungen und Injektionen in einem Raum mit Privatsphäre stattfinden. In der Registrierung befindet sich jetzt auch eine Bank für die wartenden Patienten.
  • Die Storekeeper und Tsepal haben die Store Rooms aufgeräumt und nach Ablaufdatum sortiert (welches jetzt gleich ersichtlich ist beim Betreten der Räume).
  • Während unseren Aufenthalt fand ein orthopaedic camp für ca. 1 Woche statt. Dazu wurde der Dressing Room, Emergency Room und tw. OPD in die Maternity verlegt. An 2 Tagen wurden Ultraschalluntersuchungen durchgeführt (auch in der Maternity). Dieses Camp hatte auch 2 Ärzte mit,die sich um den reg. OPD kümmerten.

 

 

Personal

  • 2 Ärzte
  • zahlreiche Healthworker
  • 2 oder 3 health assistants
  • 4 Hebammen (wobei 1 im Moment in Nepalgunj Training hat)
  • Helpers
  • Labor: 1 labor chief, 1 labor assistent
  • Accountant

 

 

Team (alle außer die Ärzte):

  • die Meisten zeigen Interesse, sind motiviert und auch hilfsbereit, sind bereit Neues zu lernen, sind kritikfähig - eigentlich ein sehr gutes Team, aber teilweise bleiben die Healthworker nicht lange im Simikot Hospital und daher ist laufend ein Wechsel
  • meist sprechen sie nur wenig Englisch, aber man konnte sich trotzdem verständigen mit Hilfe von Anderen (z.B. Tsepal)
  • Healthworker haben sehr viel Erfahrung und somit konnten auch wir ein bisschen was lernen
  • Im Dressing Room herrscht eine sehr gute Zusammenarbeit, gemeinsames verbinden der Patienten, Anwendung der von uns mitgebrachten Verbände etc.
  • In der Maternity wurden unsere Vorschläge zur Arbeitserleichterung (wie z.B. Raumtausch, Materialen die ev. gebraucht werden in der Nähe etc.) sehr gut angenommen. Wir haben einen Infoblatt für ANC (s. Anhang) gemacht, was die Hebammen sehr gut berücksichtigen, soweit es möglich ist. RR,
    Gewicht, Lage des Kindes, Urintest (Streifentest) und Bluttest (Hb) ist mittlerweile routinemäßig, was vor unserem Aufenthalt vernachlässigt wurde (wenn kein Team hier ist).
  • Die Helper sind teilweise schwer zu finden. Manche sind aber sehr bemüht (z.B. Lali, Mabir). In der Maternity gibt es eine eigene Reinigungskraft (eine Verwandte von Sarita), die jedoch auch bemüht ist.
  • Die Storekeeper waren immer sehr freundlich und hilfsbereit, wenn wir etwas nicht finden konnten.

 

 

 

Ärzte

  • Bei unseren ersten Besuch im Krankenhaus (war ein Feiertag) haben wir Dr. Shah kennengelernt. Am übernächsten Tag ist er für ca. 1 Monat auf verschiedene Schulungen in ganz Nepal gewesen. Ihn findet man, wenn er anwesend ist, meist in seinem Büro im administrativen Gebäude und er hat nur sehr selten Kontakt zu den Patienten (führte 1 Vasektomie durch). Zu uns jedoch war er immer sehr freundlich und auch hilfsbereit.
  • Mitte März ist ein neuer, junger Doktor eingetroffen. Er wollte seinen eigenen Stuhl im OPD haben (also bei den Patienten), und kümmert sich um die Patienten und führt auch sorgfältig, soweit ihm möglich ist, Untersuchungen durch. Er macht auch wenn notwendig Gipse, legt Venflons,... Er ordnet nicht nur med. Therapie an, auch z.B. Inhalationen. Jedoch wollen die meisten Pat. Medikamente. Während der 2 Ultraschall-Tage zeigte er sehr viel Interesse für den Umgang mit dem Ultraschallgerät und wurde von den "mobile Doctors" eingelernt. Er führt mittlerweile auch manchmal, wenn notwendig, Ultraschalls durch. Bei Fragen außerhalb unseres Fachgebietes war er immer hilfsbereit. Als ein 1 ½ jähriger Bub mit Bewusstlosigkeit aufgrund Hyperthermie im KH eintraf, war er sofort zur Stelle und behandelte das Kind. Er nahm auch Tipps von uns an, wie z.B. Fiebersenkung durch kalte Umschläge.

 

 

Patientenstatistik

  • siehe Anhang, 1 Statistik von OPD und Emergency und 1 Statistik von Maternity Die häufigsten Erkrankungen oder Therapien ergeben sich aus der Statistik

 

 

Unser Aufenthalt

 

Bewegenste Schicksale

  • Das ist sehr schwer für uns zu sagen, da uns doch sehr viel bewegt hat. Es fängt schon damit an, zu sehen, welch desolate Kleidung bei Kälte getragen werden muss, wie sie in Zeiten der Wassernot mit den Kanistern um Wasser betteln müssen....
    Wenn Patienten sich Behandlungen in anderen Krankenhäusern nicht leisten können. Auch schwer nachvollziehbar für uns war, als eine Frau eine Totgeburt hatte und der Gatte alles reinigen musste.
  • Eine Frau hatte eine beidseitige Mastitis, wo eine Inzision des Abszesses durchgeführt werden musste. Anfangs ohne örtl. Betäubung. Das war für uns auch sehr schmerzhaft mitanzusehen. Doch als wir was sagen wollten, haben sich die Healthworker doch noch zum Xylocain spritzen entschieden.
  • Ein Bub im Alter von 4 Jahren hatte eine Paraphimose. Diese wurde versucht repositionieren und inzisieren ohne Analgetika oder Lokalanästhetikum. Den Eltern wurde geraten, den Bub nach Nepalgunj zu fliegen. Es ist aber leider nicht nachvollziehbar, ob er geflogen ist oder nicht.
  • Eine Frau benötigte dringend eine gyn. Operation, die in Simikot nicht möglich ist. Daher musste sie nach Nepalgunj. Sie ist bereits zum zweiten Mal verheiratet, da der erste Mann gestorben ist. Sie hat mit dem zweiten Mann noch keine Kinder und deswegen bezahlte er nur ca. 20€ für den Flug bzw. die Operation. Sie musste sammeln gehen in der Ortschaft und erhielt auch von uns 50€, um diese Operation zu ermöglichen. Sie konnte erst vor ein paar Tagen fliegen, daher haben wir noch keine näheren Infos.
  • Ein Bub, der einzige Sohn des alleinerziehenden Vaters, weil die Mutter vor einigen Monaten verstorben ist, leidet an einer Hydrocele, die operiert werden muss. Der Vater ist jedoch sehr arm. Wir konnten dem Bub den Flug nach Nepalgunj ermöglichen, indem wir ihm auch 50€ gaben. Dieser Junge ist auch erst vor ein paar Tagen geflogen.
  • Es hat natürlich noch einige mehr Situation gegeben.

 

 

Transportflüge

  • Transportflüge von Seiten NTA/NAPO fanden keine statt, da kein Geld im Account ist.

 

 

Soziale Kontakte

  • Im Team wurden wir sehr gut integriert. Wir haben gemeinsam versucht, dass sprechen. Und es war sehr nett, wenn man sich im Market getroffen hat. Sie haben versucht uns Nepali beizubringen, wie umgekehrt Englisch oder Deutsch.
  • Tsepal und Kunti waren die besten Gastgeber und haben uns bestens versorgt. Sie haben uns überall weitergeholfen und sind auf unsere Sonderwünsche eingegangen. Wir hatten die Möglichkeit einen Tulku aus Tsepal's Dorf kennenzulernen und wurden zu einem Dzog eingeladen. Es war sehr interessant mit ihm zu reden und seine Welt und Anschauungen kennenzulernen, umgekehrt war er auch so interessiert an die österreichische Kultur. Zu Ostern haben wir "Nesterl" versteckt und Eier gepeckt mit Tsepal, Kunti und Pema. Pema hat uns viel zum Lachen gebracht. Er wird schon ein richtiger "Lauser", wie Tsepal immer sagt.
  • Während unseres Aufenthaltes besuchten die Drs. Langford Simikot und wir erhielten eine Einladung nach Surketh, um sie zu besuchen.
  • Vor ein paar Wochen sind auch ein Medizinstudent und ein Statistiker (aus UK/US) nach Simikot gekommen. Mit den Beiden konnten wir auch viele Anregungen und Interessen teilen.

 

 

Konstruktive realistische Verbesserungsvorschläge:

 

  • Müllentsorgung (Tsepal hat bereits eine Mail geschrieben) + Plazentaentsorgung (!) - wird bisher einfach auf den Abfallplatz geschmissen
  • Labormaterialien werden benötigt. Die Regierung stellt einen Teil zur Verfügung, nur der Transport muss bezahlt werden. Dann wären auch wieder mehr Labortests möglich. (s. Anhang)
  • div. Training für die Healthworker
  • Wir wissen, dass wir vorerst das letzte Team hier sind, aber wir würden es sinnvoll finden, wenn zumindest 1x im Jahr (ev. sogar für längere Zeit - 4-5 Mo.) weitere Teams kommen, um es am Laufen zu halten. Während der Abwesenheit der Teams schleift vieles.
  • Ein Jahresplan (was soll erreicht werden) wäre sinnvoll, um die Organisation für Tsepal und NTA zu erleichtern. Und es wär auch hilfreich für Teams, falls doch noch welche kommen.
  • EKG-Training wäre sinnvoll, weil es noch niemand benutzen kann•Materialien ev. in Nepal kaufen, da Reperatur einfacher ist
  • "Dienstplan" für Helper (ist leider sehr schwierig, weil es oft Angehörige der Krankenhausarbeiter sind) - wir haben über Motivationsmöglichkeiten gesprochen, uns fällt aber nur Bezahlung ein Vielleicht hat jemand eine gute Idee!?

 

Wir haben zwar nur 2 Monate hier gearbeitet, aberin dieser Zeit haben wir uns sehr gut einleben können. Uns hat es sehr gut gefallen und wenn wir die Möglichkeit haben, möchten wir gerne zurückkommen und weiterhelfen. Was wir verfolgen konnten, wurde schon sehr viel erreicht und es soll noch mehr werden. Dieses Krankenhaus hat sehr viel Potential, sowie die Organisation (jedoch muss da wohl einiges geklärt werden, wo wir uns nicht einmischen wollen). Außerdem herrscht gerade in Humla große Armut und die Humlis haben eine gute Versorgung dringend nötig. Tsepal hat großartige Ideen und weiß sie auch umzusetzen, sofern es finanziell möglich ist. Wir hoffen, dass NTA hier noch viel bewegen kann.

 

Bianca Schedler, Maria Seyfriedsberger
Simikot, 19.4.2010